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REMISE: Die kleine Freitagskultur

Draußen vor der Tür und Bittgesänge aus dem Prekariat

Eva Engelbach, ©Marcel Weinand
Freitag, 11. Oktober 2024

2 Stücke je 30 Minuten: Draußen vor der Tür - ein konzertantes Zweimannfrontkabarett nach W. Borchert und "Notprogramm - Bittgesänge aus dem Prekariat“, ein Solo an der Drehorgel, gespielt ab 19.30 Uhr von Engelbach&Weinand.

Nach dem Motto DIE IM DUNKELN SIEHT MAN NICHT entwickeln Engelbach&Weinand seit nunmehr 10 Jahren kleine und große Dramen für kleine und große Bühnen. Als böse Clowns reißen sie in einem konzertanten Zweimann-Front-Kabarett Wolfgang Borcherts DRAUSSEN VOR DER TÜR komplett und in atemlosen dreißig Minuten herunter. Das ist gnadenlos, tut weh und soll es auch.

Nach einer Pause dann erscheint sie allerhöchstselbst: die Kunst, die alte Hure!

Mit ihrem NOTPROGRAMM - Bittgesänge aus dem Prekariat  - gurrt, trällert, schreit und orgelt diese sich hoffnungsfroh und hoffentlich hinein in unsere harten Herzen.

Das Künstlerduo Engelbach&Weinand aus Hamburg ist zum zweiten Mal zu Gast in der Remise. 

 

Ort

KulturHaus REMISE
Hamburger Str. 25
23795 Bad Segeberg

Kosten

15 EUR im Vorverkauf
17 EUR an der Abendkasse

Platzreservierung

Tel. 04551 95 91 0

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Weitere Infos erteilt Edda Runge

04551-959127

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zu den Stücken:

I. Draußen vor der Tür

Eine atemlose Jagd durch Borcherts Alptraumbilder, der diese Fabel 1947 fiebrig und ans Bett gefesselt innerhalb einer Woche und im Kampf gegen die (Nachkriegs-)Zeit niederschrieb. Er verlor und erlebte die Uraufführung an den Hamburger Kammerspielen nicht mehr.

"Mit der Wahrheit kommt man nicht weit. Mit der Wahrheit macht man sich nur unbeliebt. 

Wer will denn heute etwas von der Wahrheit wissen?"

Draußen vor der Tür / 3. Szene / Der Kabarettdirektor

Der abgerissene Kriegsheimkehrer Beckmann findet sich im taumelnden Gedränge einer amüsierwütigen und paillettenbesetzten Nachkriegs-Reeperbahn wieder. Aber leider muss er draußen bleiben. Keiner will ihm zuhören, keiner will durch ihn erinnert werden. Und er will auch gar nicht mitfeiern.

Engelbach&Weinand spielen Wolfgang Borcherts einziges Drama "Draußen vor der Tür" - welches sonst selten unter drei Stunden zu haben ist - in rasanten 30 Minuten und übernehmen alle Rollen darin kurzerhand selbst. Und doch fehlt hier nichts, im Gegenteil: Gerade aufgrund seiner brutalen und atemlosen Knappheit ist dieses Programm so überzeugend wie eine Dampfwalze!

 

PAUSE

 

II. NOTPROGRAMM - Bittgesänge aus dem Prekariat

"Das Geld liegt auf der Straße – man braucht sich nur zu bücken!"

Mitnichten.

Für die Kunst, die alte Hure, liegt es ganz versteckt und mühevoll zu finden in Spalten und Ritzen im Mauerwerk furchteinflößender Bürokratiegebäude; 

verborgen in geheimen Truhen anonym stiftender Stifter;

und immer unter den gebirgshohen Stapeln der Formulare Formulare Formulare.

Das ist nix für die alte Kunst.

Da muss sie halt raus aus ihrer Bruchbude, auf die Straße und sich durch düstere Höfe orgeln, 

die Seele sich aus dem zerschlissenen Leib schreien; 

Schreien, aber mit schöner Melodie, natürlich.

Und allerinständigst die Kurbel drehen und hoffen.

Hoffen und bitten, dass aus den Fenstern die Groschen regnen.

Und dann darf sie sich wieder bücken, die alte Hure.

Und aufsammeln das Metall.

Die Münzen die dann werden zu ihren Notgroschen.

Und für einen Moment wird es hell um die alte Hure. 

Und sie glänzt.

 

 

 

 

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