Erklärung der Vielen Schleswig-Holstein

Der VJKA unterstützt die Kampagne „Erklärung der Vielen“!

18. Dezember 2018

Die Kampagne als Zeichen gegen Rechtsextremismus und Einflussnahme auf Kunst und Kultur hat nun eine Stimme in Schleswig-Holstein: Der Landeskulturverband schließt sich mit einer eigenen Erklärung an.

Schleswig-Holsteiner Erklärung der Vielen

Kunst schafft Raum zur Veränderung der Welt

Als Aktive der Kulturlandschaft in Deutschland stehen wir nicht über den Dingen, sondern auf einem Boden, von dem aus die größten Staatsverbrechen der Menschheitsgeschichte begangen wurden. In diesem Land wurde schon einmal Kunst als entartet diffamiert und Kultur flächendeckend zu Propagandazwecken missbraucht. Millionen Menschen wurden ermordet oder gingen ins Exil, unter ihnen auch viele Künstler*innen und Kulturschaffende.

Wir Schleswig-Holsteiner*innen stehen in einer besonderen Tradition und Verpflichtung – Unser Bundesland kennt mit seiner bewegten Geschichte und der bedauernswerterweise besonderen Bedeutung für das nationalsozialistische Regime die Schrecken von Propaganda, Verfolgung und Krieg. Schon oft haben wir uns zur Wehr gesetzt und aktiv neue Gemeinschaften geschlossen und sind mit Fremden zu Freunden geworden. Kulturelle Vielfalt und Minderheitenschutz werden von uns gelebt, von der Landesverfassung ausdrücklich geschützt und durch die deutsch-dänischen
Beziehungen befördert. Auch die Herausforderungen des Erhalts einer aktiven demokratisch-freiheitlichen Gemeinschaft im ländlichen Raum und die manchmal nicht idealen Schaffensverhältnisse durch weniger Menschen auf großer Fläche kennen wir gut – Egal ob Minderheiten oder Migrant*innen, ob in der Stadt oder auf dem Land – wir lassen niemanden auf der Strecke bleiben.

Heute begreifen wir Kunst und Einrichtungen, wie Museen, Theater, Ateliers, Clubs und urbane Orte als offene Räume. Unsere Gesellschaft ist eine plurale Gemeinschaft. Viele unterschiedliche Interessen treffen aufeinander und müssen im Dialog zueinander finden. Demokratie ist ein dauerhafter Aushandlungsprozess – stets unter der Voraussetzung: Es geht um Alle. Um jede*n Einzelne*n! Demokratie muss bedeuten, Meinungs- und Kunstfreiheit zu garantieren und damit dem Andersdenken Raum zu geben und Kritikfähigkeit zu stärken.

Die rechtsnationalistischen Bewegungen und Inhalte, die aktiv Kultureinrichtungen als Akteure dieser gesellschaftlichen Vision angreifen, stehen der Kunst der Vielen feindselig gegenüber. Rechtsextreme Gruppierungen und rechtsnationalistische Parteien stören Veranstaltungen, wollen in Spielpläne eingreifen, polemisieren gegen die Freiheit der Kunst und arbeiten an einer Renationalisierung der Kultur. Ihr verächtlicher Umgang mit Menschen auf der Flucht, mit engagierten Künstler*innen, mit allen Frei- und Andersdenkenden verrät, wie sie mit der Gesellschaft umzugehen gedenken, sobald sich die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten verändern würden. Wir als Unterzeichnende der Schleswig-Holsteinischen Theater, Kunst- und Kultureinrichtungen und ihrer Interessensverbände begegnen diesen Versuchen mit einer klaren Haltung:

  • Die unterzeichnenden Kunst- und Kulturinstitutionen führen den offenen, aufklärenden, kritischen Dialog über rechtsextreme Strategien. Sie gestalten diesen Dialog mit Mitwirkenden und dem Publikum in der Überzeugung, dass die beteiligten Häuser und Institutionen den Auftrag haben, unsere Gesellschaft als eine demokratische und freiheitliche Gemeinschaft fortzuentwickeln.
  • Alle Unterzeichnende bieten kein Podium für Rechtsextremismus und jede Form nationalistischer Propaganda und Einflussnahme.
  • Wir wehren die illegitimen Versuche der Rechtsnationalen ab, Kulturveranstaltungen und -Organe für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
  • Wir verbinden uns solidarisch mit allen Menschen, die durch eine rechtsextreme Politik immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.

Solidarität statt Privilegien. Es geht um Alle. Die Kunst bleibt frei!

 

Selbstverpflichtung

  1. Als Unterzeichner*innen sind ausschließlich Kultureinrichtungen, Kunstinstitutionen, Theater, Museen und ihre Interessensvertretungen oder Verbände angefragt.
  2. Mit der Unterzeichnung erklären sich die Leitungspersonen oder das Leitungsteam bereit, den Text der Erklärung innerhalb der eigenen Organisation unter Mitarbeiter*innen, Ensemblemitgliedern, Kurator*innen, Publikum und Besucher*innen bekannt zu machen und zur Diskussion zu stellen.
  3. Die Erklärung wird auf der Internetseite, im Programmheft, als Aushang im Foyer oder jeder weiteren denkbaren adäquaten Form veröffentlicht.
  4. Die unterzeichnenden Kultureinrichtungen werden auf der Homepage www.dievielen.de sichtbar gemacht. Eine Verlinkung ist gewünscht.
  5. Die golden-glitzernde Rettungsdecke, das Symbol der Vielen, soll je nach Corporate Design der Einrichtung Anwendung im Zusammenhang mit der Erklärung finden – ob als Fahne, Layout-Hintergrund, als Icon oder goldenglänzend hinterlegte Schrift (Tool-Kit wird bereitgestellt).
  6. Die Unterzeichnenden bereiten Informationsveranstaltungen, Gespräche und Aktivitäten im Sinne der vier Handlungsebenen der Erklärung vor, die Termine werden gemeinsam über www.dievielen.de oder über den Landeskulturverband Schleswig-Holstein kommuniziert.
  7. Im Rahmen der eigenen Pressearbeit und Social Media werden die Erklärung und die Kampagne mit Stichtag zum 04. Dezember veröffentlicht. Auf diese Weise soll weitere Aufmerksamkeit für die Sache generiert werden. Gerne darf auf den Landeskulturverband als Kontakt für Informationen und Teilnahme verwiesen werden. Aktionen zum Kampagnenstart wie das Hissen der goldenen Rettungsdecken an den Kulturorten, erste Informationsveranstaltungen, Lesungen oder andere Formate sind willkommen und werden selbstständig realisiert und gemeinsam koordiniert.
  8. Die Kampagne zur Erklärung der Vielen hat einen regionalen Charakter und wird über regionale Zusammenschlüsse von Kultureinrichtungen als „Hamburger, Kölner, Dresdener uvm. Erklärung der Vielen“ bundesweit verbreitet.
  9. Neben den unterzeichnenden Kultureinrichtungen können ab dem Tag der Erstveröffentlichung in einer Region auch Einzelpersonen und Künstler*innengruppen ihre Zustimmung als Unterstützende per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! erklären. (Kultureinrichtungen können sich als Unterzeichnende natürlich auch noch nach dem 04. Dezember mit der Erklärung verbinden unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! verbinden.)
  10. Die unterzeichnenden Einrichtungen beteiligen sich aktiv an einer bundesweiten Kampagne mit Aktionstagen, Dialogforen und der Mobilisierung zu einer „Glänzenden Demonstration der Kunst und Kultur – Solidarität statt Privilegien. Es geht um Alle. Die Kunst bleibt frei!“ in Berlin zum Mai 2019 (voraussichtlich Samstag, den 18. Mai 2019)
  11. Die Unterzeichnenden verpflichten sich zu gegenseitiger Solidarität mit Kultureinrichtungen und Akteur*innen der Künste, die durch Hetze und Schmähungen unter Druck gesetzt werden.

Eine vollständige Liste der aktuellen Mitzeichner, die Erklärung für Schleswig-Holstein sowie weitere Informationen finden Sie unter: www.landeskulturverband-sh.de/aktivitaeten/erklaerung-der-vielen/